Weitere Buchkritiken

Ob bei Telepolis oder Twitter: Wer die üblichen Denkfehler rund um das Elektroauto korrigiert, löst stets einen Shitstorm aus. Umso mehr freut es mich, auch qualifizierte Kritiken präsentieren zu können.

Die Meinung von Dieter Teufel, Leiter des UPI (Umwelt- und Prognose-Institut), Heidelberg, wird auf den Verlagsseiten zitiert:
„In den letzten Jahren wurden eine Vielzahl verschiedener Ökobilanzen über Elektroautos veröffentlicht, die zum Teil zu sehr unterschiedlichen Ergebnissen kamen. Bisher fehlte eine Übersicht und ein Vergleich der vorliegenden Ökobilanzen. Kai Ruhsert legt mit dieser Arbeit nicht nur eine solche Übersicht vor, er erklärt auch nachvollziehbar und mit großer Sachkenntnis, warum die Resultate verschiedener Ökobilanzen zum Teil so weit auseinanderliegen. Seine Gedankengänge sind logisch, die Herleitungen sauber, die Quellen gut belegt.“

Ein andere Leser schrieb:

„Ich habe es in einem Zug gelesen. Chapeau! Das ist mit großer Akribie und Umsicht sowie beeindruckendem Sachverstand geschrieben. Immer dann, wenn ich gedacht habe, jetzt müsste das Buch aber auf das und das eingehen, folgte prompt eine passende Passage. Alles drin, und kein Gramm Fett zu viel.
Las sich bei allem Faktenreichtum durchweg spannend und vor allem zum Schluss dann auch noch recht amüsant (armer Prof. Wietschel). ….
Beeindruckend und der Sache dienlich, dass der Text trotz des Reichtums an belegten Absurditäten so sachlich bleibt.“

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Dieser Rezensent hatte bereits die Anschaffung eines Elektroautos geplant. Aus der ersten, vorsichtigen Ansprache ergab sich eine längere Korrespondenz, während derer schließlich das Buch erschien. Hier seine Meinung:
Ich habe das Buch gelesen, es war tatsächlich die erste Urlaubslektüre. Mich beeindruckt die geradlinige und konsequente wie stringente Argumentation entlang der diversen Quellen, aus denen Du die richtigen Schlussfolgerungen ableitest. Es bleibt also in der Tat nicht mehr viel vom E-Hype übrig, wenn man ihn ökologisch streng analysiert. Das ist letztlich das Niederschmetternde, was mich selbst sehr ernüchtert, bin ich doch bis zum Start unserer Diskussion davon ausgegangen, dass E-Mobilität zwar umständlich, gewöhnungsbedürftig und teuer ist, dass sie aber wichtiger Teil der Energie- und Verkehrswende sein sollte. Und genau hier hier müsste es im Rahmen der öffentlichen und insgesamt politischen Diskussion viel mehr Infragestellen des Hypes geben als das bislang der Fall ist. Das Fatale ist ja, dass die E-Kritik so oft von Ewig-Gestrigen kommt und sie deshalb – zu Recht – abzulehnen ist. In der Gesamtschau Deiner Kritik sehe ich jedoch so viel Richtigstellung gegenüber dem, was sich die Apologeten selbst vormachen – in dem Glauben, sie handelten ökologisch sinnvoll und fortschrittlich.

Als skeptischer Mensch habe ich dennoch einige kritische Anmerkungen:

1. Ich bleibe bei meiner Kritik des Titels: Selbst dann, wenn man sogar Betrug (sprich: Argumentation wider besseres Wissen) unterstellen kann, schreckt der Titel ab, weil er zu reißerisch ist. Ich habe das Buch einem Freund empfohlen, der zuerst frug, wie polemisch das Ganze denn sei.

2. Du siehst eine Nische für E-Autos, nämlich den Stadt-Kurzstreckenverkehr. Nachvollziehbar, konsequent gedacht, finde ich. Selbst diese Nische muss aber doch technologisch und infrastrukturell gestützt und weiter entwickelt werden. Ich bin ja gerade in Frankreich, und mir fallen seit einer Woche die E-Fahrzeuge auf, die die Post nutzt: Sehr sinnvoll, wie ich finde, ganz jenseits der CO2-Geschichte und der Debatte um den Marginalstrom. Mein Fragezeichen dazu: Wenn Du fragst, wie der E-Hype gestoppt werden könne, frage ich zurück, wie er in sinnvolle Bahnen gelenkt werden könnte, denn die E-Technologie wird bei rein regenerativer Energiegewinnung als einer von mehreren Mosaiksteinen eine Rolle spielen, da bin ich mir sicher. Also: In welchem Ausmaß benötigen wir Forschung, Weiterentwicklung und Infrastruktur in Sachen E? Stoppen geht nicht, auch – oder gerade-, wenn es richtig ist, dass die momentane Technologie (Ladetechnik usw.) in wenigen Jahren veraltet sein wird; ich denke dabei nur an die diversen Ladesysteme auf dem Markt.

3. Mir fehlt eine kritische Bilanz der Alternative Verbrenner. Die Erdölförderung wird immer aufwändiger, kostenintensiver und zunehmend ökologisch wie politisch brisant. Das aktuelle Tankerunglück vor Mauritius ist ja nur eine kleine Erinnerung daran, wie übel die Bereitstellung von Erdöl nun mal ist. Fracking usw. sehe ich als ein riesiges Problem. Zu E-Fuels fehlen mir Informationen, hier wären in dem Buch ebenfalls mehr belastbare Fakten sinnvoll gewesen (ich weiß, mehr Umfang, mehr Recherche …). Ich kenne nur die harsche Kritik der E-Fahrer, die immer wieder wie auf Knopfdruck sofort zu hören ist. Hier ein Link, den ich kürzlich mal gefunden hatte, die Argumentation wirst Du aber kennen:
https://www.zeit.de/mobilitaet/2020-03/ … weltschutz

4. Die E-Autos hätte ich nicht unbedingt als Spaßmobile für Wohlhabende bezeichnet, das ist mir dann doch zu polemisch, es diskreditiert den wohlmeinenden Taxibesitzer, der elektrisch durch die Städte fährt genauso wie diejenigen, die im Rahmen privater Carsharing-Projekte z. B. Autos wie den Zoe anbieten. So etwas gibt es in meinem Bekanntenkreis. Ein Nachbar fährt einen Renault Twizzy. Er ist Krankenpfleger.

5. Deine Berechnung zur Verzögerung der Energiewende leuchtet absolut ein, sie ist sicher korrekt gerechnet. Du gehst aber im schlimmsten Fall von einer sehr hohen Zahl von E-Autos aus. So schnell wird selbst bei starker staatlicher Förderung in der EU der Anteil von E nicht steigen, oder siehst Du das wirklich so? Ich frage deshalb, weil Deine Zahlen schnell als marginal bzw.unrealistisch abgetan werden könnten.

Zum Schluss: Ein Kompliment, und danke für die Diskussion im Vorfeld der Publikation, danke für das Buch. Ich sehe jetzt wesentlich klarer, für mich ein Riesengewinn!“


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