Noch ein E-Auto-Greenwashing-Schundpapier – im Auftrag des UBA erstellt vom IFEU

Die Lage

Der Absatz der E-Autos stockt.
Der deutsche Staat versucht unverdrossen, dieses Produkt mit hohen Subventionen und dem Verbot von Alternativen gegen den Widerstand eines Großteils der Kundschaft in den Markt zu drücken. Doch nun ist ihm das Geld ausgegangen.
Hinzu kommt, dass die bisher recht robuste Einheitsfront opportunistischer Wissenschaftler aufgerissen ist, die mit Gefälligkeitsgutachten Werbung für die Elektromobilität macht: Im Dezember 2023 erschien mit einer Studie des VDI endlich wieder einmal eine aufwändig gemachte und methodisch korrekte Untersuchung, welche die Zweifel am ökologischen Nutzen der rollfähigen Akkupacks mit Argumenten unterfüttert.

Die E-Auto-Blase beginnt in Panik zu geraten. Alle Hilfstruppen werden mobilisiert.

Anfang Januar 2024 demonstrierte das IFEU sein Können mit einer ersten Fingerübung. Es versuchte, die Öffentlichkeit davon zu überzeugen, dass es ökologisch vorteilhafter ist, Verbrenner nicht weiterzufahren, sondern sie sofort mit E-Autos zu ersetzen.

Einen Monat später schon lieferte es das nächste Papier aus. Es trägt den Titel Analyse der Umweltbilanz von Kraftfahrzeugen mit alternativen Antrieben oder Kraftstoffen auf dem Weg zu einem treibhausgasneutralen Verkehr.

Wissenschaftlich wertloser Schund

Leider handelt es sich auch hierbei um E-Auto-Werbung, also um wissenschaftlich wertlosen Schund.

Grund für diese harschen Worte ist ein gravierender methodischer Fehler in einem für Klimabilanzen entscheidenden Punkt, der alle Aufwände zur Erstellung der Studie entwertet. In Kapitel 2.5.1 sagen die Autoren explizit, dass sie mit dem „Netto-Erzeugungs-Strommix nach EUROSTAT“ arbeiten. Das bedeutet, dass sie einen Durchschnittsansatz verwenden. Auf diese Weise versuchen sie zu vertuschen, dass zusätzlicher Strombedarf, der Marginalstrom, noch für lange Zeit überwiegend von fossilen Kraftwerken gedeckt werden wird.

Immerhin wagten die IFEU-Autoren es nicht, das Thema Marginalstrom völlig unerwähnt zu lassen. Zitat:
Dabei führt der Betrieb elektrischer Lkw zwar immer zu einem Anstieg des Strombedarfs und der sogenannte „Marginalstrommix“ kann in einer kurzfristigen Perspektive mit unverändertem Kraftwerkspark daher vom durchschnittlichen Strommix (über alle Verbraucher gerechnet) abweichen. In einer mittelfristigen Perspektive müssen bei der Bilanzierung jedoch auch die mittelfristig resultierenden Änderungen im Kraftwerkspark berücksichtigt werden, um Ursache und Wirkung korrekt abzubilden.“

Doch damit lassen sie im Grunde nur erkennen, dass sie sehr genau wissen, was sie tun. Denn allen halbwegs seriösen Studien zufolge wird EE-Strom knapp bleiben. Die Produktion wird in den kommenden Jahrzehnten bei weitem nicht ausreichen – ob mit oder ohne E-Autos. Ein bis über zwei Drittel der Energie werden den bekannten Szenarien zufolge importiert werden müssen:

In Zeiten knappen Stroms Stromverbrauch zu fördern, ist per se fragwürdig. Die Behauptung jedoch, der EE-Ausbau werde speziell für E-Autos beschleunigt bzw. ohne E-Autos verliefe er langsamer, erscheint vor diesem Hintergrund absurd.

Das Tatmotiv

Die Autoren geben ihre wahren Motive erstaunlich deutlich zu erkennen:
Um diesen Effekten Rechnung zu tragen, eine Gleichbehandlung der Verbraucher zu ermöglichen und Doppelzählungen zu vermeiden, hat sich zur politischen Richtungsanalyse heute weitgehend die Berücksichtigung des durchschnittlichen Strommixes durchgesetzt.“

An dieser Stelle müffelt es unangenehm nach einem alten Strohmann-Argument der Professoren Wietschel und Fichtner, wonach der Strom einer Wallbox und eines Haarföhns desselben Haushalts denselben Fossilanteil haben. Das ist zwar zutreffend, taugt aber nicht zur Begründung des Durchschnittsansatzes. Denn es ist völlig unbestritten, dass alle Verbraucher regionalen Durchschnittsstrom beziehen. Nicht auf die Zusammensetzung des Stroms aus der Steckdose kommt es an, sondern nur und ausschließlich auf die Rückwirkung zusätzlichen Stromverbrauchs auf das Stromerzeugungssystem.

Das Motiv für diese argumentativen Verrenkungen ist schnell erklärt: Der Strombedarf des zusätzlichen Verbrauchers E-Mobilität darf in der Klimabilanz aus Sicht der IFEU-Autoren um Gottes Willen nicht als zusätzlicher Bedarf erscheinen. Denn sie wissen genau, dass Zusatzstrom zum weitaus größten Teil von solchen Kraftwerken erzeugt werden muss, die auf Anforderung zusätzliche Leistung liefern. PV und Windräder können das nicht. Sie erzeugen die Leistung unabhängig vom Bedarf (oder auch nicht, je nach Wetterlage). Bedarfsschwankungen werden überwiegend von fossilen Kraftwerken ausgeglichen. Abregelungen spielen nur eine geringe Rolle. Das führt mindestens zu einer Verdoppelung der Fahremissionen von E-Autos.

Die tatsächlichen Emissionen der E-Mobilität

Ein korrektes Vorgehen verhagelt dem E-Auto die Klimabilanz. Florian Blümm fasst das Ergebnis kurz und knapp zusammen:
E-Autos sind in Deutschland eine miserable Klimaschutz-Maßnahme.“

In der Studie des VDI wurden beide Ansätze durchgerechnet. In einer darin enthaltenen Grafik mit Ergebnisstreubändern lässt sich mit einem nachträglich eingezeichneten grünen Pfeil anschaulich darstellen, welchen Teil der tatsächlichen Emissionen der E-Mobilität das IFEU durch Greenwashing wegzuschwindeln versucht:

Die Formulierung der IFEU-Autoren, der Durchschnittsansatz diene der „politischen Richtungsanalyse“, gibt einen Hinweis darauf, worum es ihnen wirklich geht: Sie wollen politisch gewünschte Ergebnisse erzielen. Für diese Zielvorgabe tun sie alles. Sie scheinen auch dazu bereit zu sein, ihre wissenschafltiche Integrität zu opfern.

Allen Träumen vom zukünftigen „Überschussstrom“ zum Trotz wird der Marginalstrom auch 2030 noch deutlich mehr CO2 emittieren als der heute Durchschnittstrom, wie diese Grafik zeigt: *

Solche Greenwashing-Papiere legitimieren daher ökologisch sinnlose Maßnahmen. Jeder Euro Subvention für die Elektromobilität ist für den Klimaschutz verlorenes Geld. Da Fördergelder nur einmal ausgeschüttet werden können, ist das Verhalten der Autoren de facto klimaschädlich. Damit tragen sie eine Mitverantwortung für Folgen wie diese:
Haushalt 2024: Bund kürzt Zuschüsse für Länder in Millionenhöhe – Gestrichen werden sollen bundesweit zum Beispiel Zuschüsse für den Bahn- und Radverkehr, den Klimaschutz und die Wärmewende.“

Kai Ruhsert, 5. Februar 2024

Grafik im Artikelkopf: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/8/80/Rajneesh_and_disciples_at_Poona_in_1977.jpg


* Darin geht es um die CO2-Emissionsverringerung dank der Kraft-Wärme-Kopplung, deren Stromproduktion Marginalstrom aus dem Netz drängt. Dessen Zusammensetzung wird daher Verdrängungsmix genannt.
Dass der heutige Durchschnittsstrom-CO2-Ausstoß niedriger liegt als in Tabelle 14 angenommen, könnte daran liegen, dass die Wirtschaft und damit der Strombedarf als Folge hoher Energiepreise, des Verbrennerverbots und der Überregulierung unerwartet schnell schrumpfen. Die fossilen Kraftwerke regeln bei sinkender Netzlast halt zuerst herunter.

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