Frans Timmermans und Jochen Flasbarth feixen

Die Verbrennerlobby hat die veränderten Spielregeln der Politik und der professionellen Öffentlichkeitsarbeit noch immer nicht begriffen. Bislang begnügt sie sich damit, eine Aufweichung des ab 2035 gültigen Verbrennerverbots sowie höhere Beimischungsquoten für Biosprit und E-Fuels zu fordern. Doch das sind Scheindebatten. Tatsächlich würden Zugeständnisse aus Brüssel in diesen Punkten am Tod des Verbrenners im europäischen Pkw kaum etwas ändern.

Denn Timmermans & Co. hatten natürlich mit Widerstand gerechnet und vorgesorgt. Zu diesem Zweck ersannen sie die europäischen Flotten-Emissionsgrenzwerte. Deren Regelwerk ist völlig absurd, erfüllt aber den Zweck, Investitionen zu verhindern und die europäische Verbrennungsmotorindustrie zu dezimieren.
Ab 2030 dürfen Pkw in der EU höchstens 59,4 g CO2/km ausstoßen. Überschreitungen kommen die Hersteller teuer. Obwohl der Wert 2020 noch bei 95 Gramm lag, musste VW sich damals schon auf eine moderne Form des Ablasshandels einlassen (so genannte „Pooling-Vereinbarungen“ mit anderen Herstellern), um die Strafzahlungen auf 100 Millonen € zu begrenzen.

Was werden die Konsequenzen des neuen Grenzwerts sein?
Für einen VW Golf 1.5 gibt der ADAC 170 g CO2/km an. Um der Strafe zu entgehen, müsste Volkswagen für jeden Golf drei Elektroautos verkaufen.

Das ist de facto ein verdecktes, aber durchaus wirksames Verbrennerverbot. Denn warum sollten Autohersteller unter diesen Umständen noch in Entwicklung und Fertigung von Autos mit Benzin-, Diesel- oder Hybridantrieb für den europäischen Markt investieren?

Aus diesem Grund ist heute schon eine Ausdünnung des Angebots zu beobachten. Genau das ist der Zweck dieses Gesetzes: Die Kunden sollen bereits 2030 kaum noch Verbrenner kaufen können – auch ohne ein striktes Verbot.

Bis 2030 sind es keine sieben Jahre mehr. Haben Sie irgendetwas von Initiativen oder Aktionen gegen den Flottengrenzwert mitbekommen? Die Industrie samt ihrer Verbände scheint sich weiterhin im Tiefschlaf zu befinden. Die tödliche Falle scheint auch den wenigen an sich kritischen Journalisten entgangen zu sein. In einem WELT-Artikel vom 10. September mit dem Titel „E-Fuels für Klimaziele unverzichtbar? Europas heikle Verbrenner-Zukunft“ kommt das Wort „Flotte“ nicht vor.

Das aktuelle Versagen der Verbrennungsmotorindustrie, ihre Interessen wirksam zu vertreten und die Öffentlichkeit über unseriöse Umtriebe von NGO und pseudowissenschaftlichen Vorfeldorganisationen der Grünen aufzuklären, hat eine lange Vorgeschichte. Es begann damit, widerspruchslos hinzunehmen, dass die Auswirkungen zusätzlicher Stromerzeugung auf die Ökostromquote in E-Auto-Klimabilanzen dreist unterschlagen werden:

Bereitet es eigentlich Vergnügen, sich widerstandslos der eigenen Schlachtung zuführen zu lassen?
Die EU-Kommission will den Verbrennungsmotor eliminieren. Nicht per direktem Verbot, sondern verdeckt durch die Hintertür – mittels absurder Emissionsgrenzwerte, die bei ehrlicher Well-to-Wheel-Bilanzierung von überhaupt keinem Auto eingehalten werden können (auch nicht von Elektroautos).

Dabei ist dieser Flottengrenzwert argumentativ kaum zu verteidigen. Er beruht auf einem offensichtlichen und durch nichts zu rechtfertigenden manipulativen Eingriff in die Gesetzgebung: E-Autos werden trotz der CO2-Emissionen der Stromerzeugung faktenwidrig als Nullemissionsfahrzeuge eingestuft. Haben Sie irgendetwas davon mitbekommen, dass dieser Schwindel öffentlich infrage gestellt wird?

Dem Klima nützt das übrigens nichts:

Anhand der Zahlen steht klar und deutlich fest: E-Autos sind in Deutschland eine miserable Klimaschutz-Maßnahme. Ich kann gar keine CO2-Vermeidungskosten berechnen, weil bis 2045 kein CO2 vermieden wird.

Eine Antwort auf „“

  1. Ein sehr guter Hinweis. Ich hab selber knapp 10 Jahre für drei verschiedenen Unternehmen in der Automobilindustrie gearbeitet. Die großen Betriebe sind völlig verkrustet und veranstalten seit nunmehr 3 Generation betreutes Arbeiten (Der Film „Wir“ in der Autostadt). Aus dieser Richtung ist kein verhemmentes Gegensteuern zu erwarten. Die beiden großen Zulieferer bei denen ich war haben mit dem Powertrain zu tun wären also direkt betroffen. Ich denke alle Unternehmen die „nur“ Engineering Leistung anbieten glauben, dass sie davon kommen. Richtig hart wird es für die Teilehersteller. Auf diesem Markt stellen wir uns selber kalt. Es wird das Know How verkümmern, das wird unweigerlich auch auf die Hochschulen durchschlagen.

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