Stefan Hajek schämt sich noch immer nicht

Ein WiWo-Journalist verbreitet unter Berufung auf eine dubiose Quelle Falschinformationen

Ein Liter Dieselkraftstoff hat einen Energiegehalt von ca. 10 kWh. Knapp die Hälfte davon können Dieselmotoren unter günstigen Bedingungen als Antriebsenergie nutzbar machen. Doch wie viel Energie ist zusätzlich nötig, um den Kraftstoff herzustellen – also für Förderung, Transport, Lagerung, Weiterverarbeitung in Raffinerien und schließlich den Transport zum Endkunden? Daraus ergeben sich in der Summe die so genannten Bereitstellungs- oder Vorkettenaufwände. Deren Kenntnis ist wichtig, um bewerten zu können, welche Maßnahmen zum Umbau der Energieversorgung welchen Beitrag zur Senkung der Treibhausgasemissionen leisten.

Stefan Hajek behauptet, es seien knapp 7 kWh/l.

2019 hatte er in der Wirtschaftswoche einen Artikel mit dem Titel „Nachgerechnet: Wann Elektroautos sauberer sind als Verbrenner“ veröffentlicht. Zitat: „Denn für Ölförderung, Raffinade und Transport auf Tankern, in Pipelines und Lkws wurden 44 kWh Energie für unsere 6,4 Liter Diesel verbraucht.“

44/6,4=6,875. Wie kommt er auf diese Zahlen?
Als Quelle nennt er einen Text eines Andreas Burkert auf Springer Professional. Dort findet sich tatsächlich der Satz: „Für sechs Liter Diesel werden etwa 42 kWh benötigt.“
Kann das wirklich sein?

Der Energieaufwand der Kraftstoffherstellung ist für die Klimabilanz des Verbrenners von großer Bedeutung. Journalisten mit einem Mindestmaß an Integrität und Qualitätsbewusstsein hätten eine solche Behauptung daher anhand zitierbarer Quellen auf Plausibilität geprüft. Nicht so Stefan Hajek – obwohl dieser in seiner Twitter-Bio explizit das Label „debunking fake“ beansprucht.

Hajek wird gerne von der E-Auto-Bubble zitiert und allgemein für glaubwürdig gehalten. Wikipedia schwärmt (abgerufen am 22. Februar 2023 um 19:00 Uhr):

“Hajek verlässt in seiner Kolumne meist die Grenzen klassischer journalistischer Formate, verwendet konsequent Fußnoten und verlinkt zu seinen Primär-Quellen; stilistisch sind seine Kolumnen Hybride aus journalistischem und wissenschaftlichem Text.”

Um der Verbreitung von Falschinformationen entgegenzuwirken, hat an seiner Stelle Prof. Dr.-Ing. Uwe Gärtner Burkerts Artikel im Dezember 2020 einer genaueren Prüfung unterzogen. Dabei stellte sich heraus, dass Hajek und Burkert einen um mehr als den Faktor 3 zu großen Wert angeben. Verlässliche Quellen (z.B. die Gemeinsame Forschungsstelle der Europäischen Kommission, EUCAR und CONCAWE) nennen statt der behaupteten ca. 7 kWh/l nur etwa 2,0 kWh/l. Sogar Auke Hoekstra behauptet nicht mehr als 2,2 kWh/l!

Hajek ist auf Twitter sehr aktiv und streitet auch gerne. Die Kritik an Burkerts Beitrag kann ihm kaum entgangen sein. Dennoch verweist er weiterhin stolz auf den Unsinn, den er 2019 verfasst hatte – zuletzt am 19. Februar 2023.

Hajeks Methoden, sich für den Markthochlauf der Elektromobilität einzusetzen, sind sogar einem Teil der E-Auto-Fans suspekt. Zitat aus einem Forum: „Klarer Verdacht: da hat jemand US-Gallone (3,8 Liter) mit Liter verwechselt. Peinlich! Löschen!“

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