Wissenschaftler kritisieren „Rechenfehler“ bei E-Autos

Ich kann mein Glück kaum fassen: Die Professoren Thomas Koch und Thomas Böhlke haben bei der Zeitschrift für Angewandte Mathematik und Mechanik eine Arbeit mit dem Titel „The averaging bias – a standard miscalculation, which extensively underestimates real CO2 emissions“ eingereicht. Der Peer-Review ist abgeschlossen.

Ergebnis (Zitat):

It is shown in the present manuscript, that the simplified formula may underestimate the CO2 footprint significantly if the average CO2 footprint depends on the average electricity power demand, which is the case for most of mixed partly renewable and partly non-renewable electric energy systems.

Diese Analyse entlarvt mit Formel (1) auf Seite 3 unzulässig vereinfachende Ansätze in den Quellen 4 bis 14. All diese Fachleute haben Klimabilanzen für E-Autos auf der Basis von Durchschnittsstrom erstellt. Damit jedoch wird ein Teil des knappen Ökostroms rechnerisch doppelt verbraucht: Einmal von den bisherigen Abnehmern und dann noch einmal von den E-Autos.

Mindestens die Hälfte der CO2-Emissionen des Ladestroms wurden von den Autoren dieser Veröffentlichungen großzügig übersehen.

Die Namen der Verantwortlichen und der beteiligten Institutionen finden sich größtenteils auch in meinem Buch und auf diesen Seiten in der Rubrik „Greenwashing-Studien“ wieder: AGORA & ifeu, UBA, Auke Hoekstra, T & E, Martin Wietschel vom ISI, ICCT etc. pp.
Damit werden die zentralen Aussagen meines Buches von wissenschaftlicher Seite bestätigt.

Auf Basis des obigen Papiers hat die IASTEC (The International Association of Sustainable Drivetrain and Vehicle Technology Research) einen offenen Brief an die EU-Kommission verfasst (hier in deutscher Übersetzung):

„Nach dem Studium vieler Positionspapiere, Entwürfe und sogar begutachteter wissenschaftlicher Publikationen sowie der Analyse politischer Erklärungen bestehen bei den Unterzeichnern große Bedenken, dass die Bestimmung der CO2-Emissionen des Sektors Strom auf fehlerhaften Berechnungen beruht. …
Bitte beachten Sie, dass die realen CO2-Emissionen (Gl. 2) die von Gl. 1 leicht um mehr als den Faktor 2 übersteigen können, je nach Jahr und Status des Energieversorgungsystems. …

Wir möchten daher anmerken, dass der Antriebsstrang für Kompaktwagen mit der geringstmöglichen CO2-Belastung, insbesondere der Diesel-Hybrid, politisch blockiert und unwirtschaftlich gemacht wird, obwohl das CO2-Reduktionspotential eines kombinierten Diesel-Hybrids mit R33-Kraftstoff im Jahr 2030 bei ca. 50% liegt, was für viele Länder mit einer BEV-Strategie keinessfalls erreichbar ist, da Gl.2 berücksichtigt werden muss!“

Die Öffentlichkeit verdient es, über den geringen wissenschaftlichen Wert der affirmativen Begleitforschung für E-Autos aufgeklärt zu werden. Die Bedingungen hierfür haben sich heute deutlich verbessert.

Nachtrag am 24.6.2021:
Dieses Interview mit Prof. Koch ist lesenswert:
„… auch jetzt hat noch niemand unseren mathematischen Beweis widerlegt und in der Kernsache widersprochen. Uns geht es darum, ganzheitlich eine optimale Lösung für die Zukunft zu entwickeln und als Gesellschaft keine Irrwege zu beschreiten. Und ich kann Ihnen berichten, dass der Zuspruch von sehr vielen Forschern überwältigend ist.“

Nachtrag am 5.8.2021:
Die Reaktionen vieler Wissenschaftler sind beschämend. Die Mühe einer detaillierten Kritik brauche ich mir aber nicht zu machen. Diese lässt sich auf einer Webseite des Instituts für Kolbenmaschinen (IFKM) nachlesen. Suchen Sie dort einfach nach:
25.06.2021 – Replik auf aktuelle Berichterstattung und Kommentare auf Twitter: Kein einziger Kritiker widerlegt Kernaussage des fehlerhaften Mittelwertansatzes

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