Manipulative Berichterstattung in Leitmedien – am Beispiel des FOCUS

Immer weniger Menschen vertrauen den klassischen Medien. Christoph Sackmann lieferte am 18. Januar 2025 einen weiteren Grund für Misstrauen.

Der Titel seines Beitrags im FOCUS lautet: i
Gegen den Trend – Die ganze Welt kauft E-Autos“

Wirklich die ganze Welt? Dem ist mitnichten so, wie der Autor im Verlaufe des Textes widerstrebend einräumen muss.

Sackmann suggeriert zunächst, es gebe in Deutschland eine Anomalie:
17,1 Millionen Elektroautos wurden vergangenes Jahr weltweit verkauft, so viel wie noch nie. In Deutschland hingegen brach der Absatz ein.“

Sollte dieser beim Leser geweckte Eindruck beabsichtigt sein, so handelt es sich um einen Täuschungsversuch. Denn auch in vielen anderen Ländern stagniert der Absatz, weltweit wird er sogar nur von einem einzigen großen Land getragen.

Um das von ihm wider besseres Wissen gezeichnete falsche Bild eines weltweiten Trends zum E-Auto möglichst lange aufrechterhalten zu können, versucht er dem Leser einen Boom in den USA vorzugaukeln:
Auch die USA feierten mit 1,3 Millionen neu verkaufter reiner Elektroautos einen Rekord und ein Plus von rund 9 Prozent gegenüber dem Vorjahr.“

Die E-Mobilität feiert in den USA Rekorde?! Steht das nicht im Widerspruch zu manchen anderen Nachrichten aus diesem Land? Da wüsste man doch gerne, wie sich der Marktanteil der E-Autos dort in den letzten Jahren entwickelt hat – oder? Hier die Zahlen:

Soeben begann das Jahr 13 nach dem Verkaufsstart des Tesla Model S. Ein Boom sieht anders aus.

Es gibt noch mehr Nachrichten aus den USA, über die Christoph Sackmann lieber schweigt:

Trump will nicht nur die Steuervergünstigungen für E-Autos abschaffen. Er will auch der Umweltbehörde EPA verbieten, Mindestquoten für E-Autos festzulegen. Und er will verhindern, dass die Demokraten in Kalifornien ein Verbot von Verbrennungsmotoren durchsetzen.

Keine guten Aussichten für die E-Mobilität in den USA.

Dennoch versucht Sackmann, die wider alle Fakten herbeihalluzinierte Absatzdynamik in der Wahrnehmung der Leser aus den USA auf Europa zu übertragen:
In Europa wuchs der Absatz etwa in Großbritannien um 21 Prozent und in Spanien um 7,8 Prozent.“

Durchaus beachtlich, könnte man im ersten Moment meinen.
Doch schnell stellt sich heraus: Sackmann hat für diese Überschrift zwei aus seiner Perspektive positive Beispiele herausgepickt. Er zahlt dafür den Preis, dem Leser einen unzutreffenden Eindruck zu vermittleln; dieser soll glauben, dass die E-Mobilität auch in Europa Rekorde bricht. Tatsächlich ist der Absatz in der EU, den EFTA-Ländern und Großbritannien zusammengenommen 2024 aber um drei Prozent gesunken! ii

Sackmann weiß das natürlich, und er ist immerhin ehrlich genug, um wenigstens anzudeuten, dass E-Auto-Hersteller in Europa auf Absatzprobleme stoßen:
Frankreich sah einen ähnlichen Einbruch wie Deutschland, in Italien ging der Absatz leicht zurück.“

Gleich darauf behauptet er dennoch trotzig:
„Elektroautos sind nicht mehr aufzuhalten

Das ist Sackmanns Botschaft. Genau dafür hat er diesen Beitrag geschrieben.

Im fünften Absatz erst (incl. dem Teaser) folgt ein Hinweis, dass es mit dem globalen Charakter des angeblichen E-Auto-Booms wohl doch nicht ganz so weit her ist:
Der Großteil dieses Wachstums kommt aus China“

Das stimmt zwar auffallend. Aber auch diese Information bleibt wieder unvollständig.
Tatsächlich wächst der PHEV-Absatz in China nämlich schneller als derjenige von BEV. iii BYD verkauft inzwischen mehr Plugin-Hybride als batterieeelektrische Autos! iv

Die These vom unaufhaltsamen Aufstieg der BEV lässt sich also nicht einmal mit den Zahlen aus China stützen.

Vor diesem Hintergrund wirkt dieser Satz wie eine Beschwörung:
Der Trend wird sich in den nächsten Jahren immer mehr in Richtung Elektroautos verschieben, da in allen Ländern die Zeitpunkte näher rücken, an denen die Neuverkäufe von fossil betriebenen Verbrennungsautos ins Hintertreffen geraten.“

Warum behauptet er das? Nun, Sackmann glaubt halt an das Gute im E-Auto:
Schließlich hilft auch jedes Elektroauto, das statt eines Verbrenners in Deutschland fährt, den nationalen Klimazielen.“

Tatsächlich ist es aber eine Märchenerzählung, dem E-Auto Klimavorteile anzudichten. Denn dazu muss man die völlig unsinnige Annahme akzeptieren, die Emissionen der Stromerzeugung seien lastunabhängig; d.h. man muss vertuschen, dass jeglicher zusätzliche Strombedarf zu einem großen Teil von regelbaren fossilen Kraftwerken gedeckt wird. Studien ohne diesen systematischen (und meist in Täuschungsabsicht gemachten) Fehler können keine Verringerung der Treibhausgasemissionen nachweisen. v

Christoph Sackmann will nicht objektiv berichten, sondern missionieren.

De facto versucht er, einen Trend herbeizuschreiben, den es so nicht gibt. Er scheint auf diese Weise seinen Teil dazu beitragen zu wollen, dass die EU-Kommission am Verbrennerverbot festhält – einem Verbot, das es nicht einmal in China gibt.

Das ist ein Journalismus der Schande.

P.S.
Laut seiner X-Bio schreibt er für Focus Online, CHIP, VDI Nachrichten (!) „und mehr“.

i https://www.focus.de/auto/elektroauto/die-ganze-welt-kauft-e-autos-warum-das-in-deutschland-anders-ist_7dda09bf-bbd8-47d7-b545-d6099560caa1.html

ii https://www.auto-motor-und-sport.de/verkehr/rho-motion-2024-rekordjahr-fuer-elektroautos/

iii https://www.electrive.net/2025/01/13/china-absatz-von-new-energy-vehicles-steigt-auf-129-mio-fahrzeuge-in-2024/

iv https://www.electrive.net/2025/01/03/byd-verkauft-176-millionen-e-autos-in-2024/

v https://www.tech-for-future.de/elektroautos/

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