2:0 für Professor Schmidt

Im Juni 2020 veröffentlichte Prof. Ulrich Schmidt vom IfW Kiel einen Policy Brief mit einer Kritik an der Elektromobilität. Daraufhin brach ein Shitstorm aus.
Bis heute konnte jedoch keine seiner Thesen infrage gestellt werden, und das Niveau der Kritik ist geradezu erschreckend.

Martin Wietschel vom Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI antwortete schon drei Tage später mit einer aus elf Punkten bestehenden Stellungnahme. Was in der verzerrten Wahrnehmung der E-Auto-Bubble als wissenschaftliche Widerlegung eines Ewiggestrigen gefeiert wurde, hält einer genaueren Überpüfung nicht stand. Wietschel …

  • begründet eine zentrale Behauptung mit einer nicht belastbaren Quelle
  • erklärt die Kohlestromsubstitution kurzerhand für irrelevant
  • belastet Verbrenner mit Bereitstellungsemissionen der Kraftstoffe in unplausibler Höhe
  • versucht zu kaschieren, dass Elektroautos zusätzliche Stromverbraucher sind, welche die Ökostromquote belasten
  • stellt die Relevanz des Marginalstrommix für Lebenszyklusanalysen mit wissenschaftlichem Anspruch falsch dar.

Korrigiert man Wietschels Fehler, so kehrt sich sein Fazit ins Gegenteil um. Details und Belege siehe dort.

Von E-Auto-Fans gerne zitiert wird auch ein Text des E-Auto-Fans Stefan Hajek, Redakteur der Wirtschaftswoche. Auch darin finden sich haarsträubende Fehler. Hajek …

  • unterschätzt die tatsächlichen Stromverluste um den Faktor drei bis vier
  • versucht Ergebnisse einer Marginalstrombetrachtung mit Durchschnittsstrom-Emissionen zu widerlegen
  • macht über Schmidts Ausführungen eine Reihe nachweislich falscher Behauptungen (so schreibt er z.B. die Unwahrheit, indem er behauptet, Schmidt unterschlage die Vorkettenemissionen der Kraftstoffe)
  • nutzt als Beleg eine nicht zitierbare Quelle
  • repetiert die Legende von den nicht verwertbaren Ökostromüberschüssen.

Eine detaillierte Analyse seines Textes findet sich dort.

Diese Kritik war Hajek vorweg zugesandt worden. Er antwortete u.a., er „verrechne“ sich „nicht beim Strombedarf um 45%, denn die von mir angegebenen Werte sind bereits netto, d.h. am Stromzähler gemessen , dh sie beinhalten bereits Netztrabnsport- und Ladeverluste.

In seinem Text steht indes etwas ganz anderes. Zitat Hajek: „Schmidt schreibt selbst in seinem Papier an anderer Stelle, dass er von einem Stromverbrauch von 15 kWh je 100 Kilometer ausgeht. Hier sollten noch Netztransport- und Ladeverluste von 10 bis 15 Prozent zugeschlagen werden, 17 kWh je Kilometer sind realistischer.
Es hat tatsächlich den Anschein, dass Hajek nicht einmal eine kurze E-Mail ohne schwere inhaltliche Fehler zustande bringt.

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