Der schon wieder: Dudenhöffer

Prof. Dr. Ferdinand Dudenhöffer wird von Journalisten gerne als Autopapst bezeichnet. Echte Autoexperten verdrehen bei diesem Wort genervt die Augen. Den Grund dafür kann man etwa im STERN nachlesen, wo er in der ihm eigenen Art das mögliche Ende des Verbrennerverbots kommentiert.

Die EVP will das Verbot kippen. Dudenhöffer wirft ihr vor, dies „mit falschen Fakten“ zu begründen. Dabei ist er es, der die Realitäten nicht wahrhaben will.

Er bezeichnet das Ansinnen aus Brüssel als „gewaltige klimapolitische Rolle rückwärts“. Eine neue Berechnungsmethode der EU, die mit Durchschnittsstrom geladenen Elektroautos höhere Emissionen bescheinigt als Diesel- oder Benzinfahrzeugen, nennt er „grundfalsch“ und „fast schon einen Taschenspielertrick“.

Das Verbrennerverbot beruht darauf, Elektroautos als Nullemissionsfahrzeuge einzustufen und die Emissionen der Stromerzeugung vollständig auszublenden. Gegen diese regulatorische Bilanzfälschung ist ein Verfahren vor dem Europäischen Gerichtshof eingeleitet und zur Verhandlung angenommen worden.

Die zusätzlichen Emissionen der E-Mobilität werden aber auch mit dem Durchschnittsansatz nicht vollständig erfasst. Dieser ignoriert, dass ein Mehrbedarf an Strom vor allem durch fossile Kraftwerke gedeckt wird (und umgekehrt bei sinkendem Verbrauch vor allem fossile Kraftwerke herunterregeln). Ergebnis: „E-Autos sind in Deutschland eine miserable Klimaschutz-Maßnahme. Ich kann gar keine CO2-Vermeidungskosten berechnen, weil bis 2045 kein CO2 vermieden wird.“

Vor diesem Hintergrund erscheinen die weiteren Ausführungen Dudenhöffers absurd: „Auch die Steuerbefreiung von Elektroautos, die in Deutschland bis 2030 gilt, weil sie tatsächlich CO2-frei unterwegs sind, könnte durch die tendenziöse Brüsseler Tabelle in Frage gestellt werden.“

Wer im Jahre 2024 noch immer behauptet, dass E-Autos „tatsächlich CO2-frei unterwegs“ seien, ist als Diskussionspartner nicht ernstzunehmen. Der EU scheint ihr bisheriger Bilanzbetrug nun doch etwas peinlich geworden zu sein. Dudenhöffer hingegen will davon nicht lassen. Rational begründen kann er das nicht – wie auch? Also versucht er, alle Fakten zu leugnen, welche die Versprechungen der Elektromobilitätskampagne in Frage stellen.

Warum sollte ein Ladesäulenbetreiber neue Ladesäulen aufstellen, wenn die Elektroautoverkäufe verkümmern?“, fragt er schließlich.

Das ist eine gute Frage. Dazu muss man wissen, dass Tankstellen und Arbeitgeber demnächst zur Installation von Ladesäulen gezwungen werden sollen. Außerdem müssen die Verteilnetze für Milliarden Euro aufgerüstet werden, um (u.a.) die Wallboxen zu versorgen.
Warum lässt die Gesellschaft zu, mit den Infrastrukturkosten dieses klimaschädlichen Hobbys einer Minderheit belastet zu werden?

Dudenhöffer behauptet: „Für Autofahrer bringt der Zick-Zack-Kurs der EU nichts als Probleme, denn gleichzeitig steigt der Preis für CO2.“

Dabei ist es unerheblich, ob der CO2-Zertifikatpreis aufgrund des Kraftstoff- oder des fossilen Stromverbrauchs steigt. Und durch die Erfolge der Ampelregierung bei der Bekämpfung der heimischen energieintensiven Wertschöpfung ist der CO2-Preis zuletzt sogar stark gesunken (2023 bis zu knapp 100 €/to; 2024 zeitweise nur knapp über 50 €/to).

Zum Schluss setzt Dudenhöffer auf die Unwissenheit seiner Leser: Das Elektroauto ist vor allem in der Großstadt eine Wohltat im Vergleich zum Diesel oder Benziner. Es ist sauber, da keinerlei Schadstoffe aus dem einem Auspuff kommen, und es ist leise. Die Städter müssen wohl länger im Großstadtlärm und dicker Luft leben.“

Als „Autopapst“ weiß Dudenhöffer genau, dass die Abgase aufgrund der Fortschritte bei der Abgasreinigung kein relevanter Faktor für die Luftverschmutzung mehr sind – wie auch die Leopoldina am Beispiel der Feinstaubemissionen festgestellt hat:

Die sich abzeichnende Kehrtwende der EU ist nicht der Einsicht in die ökologische Ineffizienz der E-Mobilität geschuldet. Diese Tatsache war allen Beteiligten von Anfang an bekannt. Das Motiv der EU ist die mehr als berechtigte Sorge, die europäische Autoindustrie mit dem Verbrennerverbot in einen tödlichen Wettbewerb mit der chinesischen Industrie getrieben zu haben. Dudenhöffer hingegen will nicht wahrhaben, dass es ein großer Fehler war, für dieses Projekt die Werbetrommel geschlagen zu haben.

Auf eines können wir uns gewiss verlassen: Ferdinand Dudenhöffer wird die Diskussion über die Autoindustrie noch viele Jahre mit ebenso substanzlosen wie kuriosen Beiträgen bereichern.

Bildquelle: https://www.linkedin.com/in/prof-dr-ferdinand-dudenh%C3%B6ffer/overlay/photo/

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